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  • AutorenbildSonja Tanzer

Im Jahreskreis - das Schnitterinnenfest

Aktualisiert: 29. Sept. 2022

Was ist Lughnasadh, Lammas, das Schnitterinnenfest?


Seit jeher haben die Menschen das Jahr in verschiedene Abschnitte und Wendepunkte eingeteilt. Wir kennen die 4 Jahreszeiten, manchen ist der phänologische Kalender mit seinen 10 Jahreszeiten ein Begriff und einige kennen die Einteilung des Jahres in die 8 Speichen des Jahresrades mit den jeweiligen Wendepunkten. Da gibt es die Sonnenwenden, die Tag-und-Nachtgleichen - diese sind den meisten von uns noch ein Begriff. Die dazwischenliegenden Achtelpunkte sind schon nicht mehr so bekannt. Lammas - das Schnitterinnenfest Anfang August ist so eines. Die Einteilung in 8 Wendepunkte geht auf keltische und teilweise sogar vorkeltische Wurzeln zurück. Dazu aber in einem anderen Blog mehr.



Wann feiert man das Schnitterinnenfest?

Wenn die heißeste Zeit ihren Höhepunkt erreicht, aber trotzdem schon ein Hauch von Herbst in der Luft liegt. Kennst du diese Zeit? Es herrscht eine Hundehitze - kein Wunder! Sind doch gerade die Hundstage. Die Hundstage haben ihren Namen aber nicht von der Hitze - nein, sie heißen deshalb so, weil in der Antike das gesamte Sternbild "canis major", der große Hund vom 23. Juli bis 23. August am Sternenhimmel sichtbar war.

In unseren Breiten galten diese Tage früher oft als unheilvoll und gefährlich. Aus den Überlieferungen kann man heute schließen, dass man die Ansteckung mit Krankheiten fürchtete, die durch Bakterien in stehenden Gewässern und durch Mücken übertragen werden können. Heutzutage sehen wir das Sternbild in seiner Gesamtheit erst ab 30.8. was auf die Verschiebung der Erdachse zurückzuführen ist.

Mittags ist es brütend heiß, über den Feldern und Wegen flirrt die Hitze, aber am späteren Nachmittag liegt eine gewisse Würze in der Luft. Am Morgen ist das Gras taunass und wenn es in der Nacht geregnet hat, hängen Nebelschwaden in den Bäumen. Die Spinnfäden haben die Regen- oder auch Tautropfen aufgefangen und hängen wie Diamantketten zwischen den schweren Halmen. Es ist also Zeit für die Schnitterin über´s Land zu ziehen.


Der Zeitpunkt fällt in etwa in die Mitte der zwei "großen" Wendepunkte Sommersonnenwende und Herbst-Tag-und-Nachtgleiche und markiert die "Halbzeit" - man spürt schon deutlich, dass es anfängt zu herbsteln.

Traditionell beginnt das Fest am Abend vor dem 1. August und das dauert den ganzen darauffolgenden Tag. In manchen Gegenden Irlands finden heute noch solche "fairs" mit Rummel, friedlichen Wettkämpfen (früher auch „Die olympischen Spiele Irlands“) und allem was so zu einem großen Fest dazu gehört statt, die auch über mehrere Tage dauern können.


Manche Menschen feiern tatsächlich am Abend zum 1. August. Wenn man in sich hinein spürt, kann man vielleicht erkennen, dass man sich lieber nach den Mond richtet. Vielen geht es so und sie feiern in der August-Vollmondzeit. Das wäre in diesem Jahr der 10. August gewesen. Das würde auch sehr gut zu der Theorie passen, dass es eher ausgedehnte Feierlichkeiten waren: vom Zeitpunkt zwischen Sommersonnenwende und Herbst-Tag-und-Nachtgleiche bis zum 8. Vollmond im Jahr, der auch bezeichnenderweise der „Erntemond“ genannt wird. Was wiederum zum nächsten Thema führt: den Hohen Frauentag mit der Kräuterweihe und dem Beginn des Frauendreißigst.






Warum wurde und wird Lughnasadh gefeiert - was steckt dahinter?

Lammas war deshalb so wichtig, weil es ein sehr einschneidendes Ereignis markiert: den Beginn der Erntezeit. Dieses Fest wird vor allem dem Korn gewidmet. Es wurde in dem Wissen geschnitten, dass ein Wesen sterben muss, um das Weiterleben eines anderen zu sichern. Das ist das große Mysterium dieses Festes.


Es zeigt sich zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal, wie die Chancen zu überleben im kommenden Winter sein werden. Gedankt wurde den Wetter- und Erntegottheiten, allen voran der Muttergöttin. In ihrer Gestalt als mächtige und kraftvolle Schnitterin fügte sie zu Lammas ihren Jahresbegleiter mit ihrer (Mond-) Sichel eine Verletzung zu, von der er sich nicht mehr erholen wird. Er muss geschwächt werden, damit er zu gegebenen Zeit seinem Nachfolger Platz machen kann. In diesem Zusammenhang zeigt sich die doppelte Bedeutung des Lughnasadh-Festes: Fülle und Zerstörung, Leben und Tod. Die August-Göttin wirkt Grenzen setzend, zerstörend, schneidend auf der einen Seite und auf der anderen Seite erscheint sie warm und üppig.


Es geht hier um die Wahl des richtigen Zeitpunktes: Wann muss ich den Schnitt oder Schritt setzen, um zu ernten was reif ist? Das Durchtrennen schmerzt vielleicht, aber das Loslassen erleichtert das Fortkommen zuweilen ungemein. Manchmal sichert es dein Überleben. Sorge für das, was kommen mag vor und sei es „nur“ der nächste Winter. Ernte und verarbeite damit du im nächsten Halbjahr gut versorgt bist.





Wie feierten unsere Vorfahren das Schnitterfest?


Es gab zahlreiche Schnitterbräuche, die heute vergessen sind. Alles wird maschinell erledigt und mit der Dankbarkeit hat man es auch nicht mehr so. Unsere Vorfahren schnitten und verarbeiteten ihr erstes Getreide nicht einfach so. Die Bauern ließen am Rande des Kornfeldes eine Gabe an die Natur zurück. Der sogenannte „Kornhansl“ – es wurden genau abgezählte Ähren zu einem Männchen zusammengebunden – „damit der Winter auch etwas hat“. Also eine Opfergabe an die Korngottheit.

Wer diesen Kornhansl nicht stehen ließ hatte einen schlechten Winter und darüber hinaus keine gute Ernte im nächsten Jahr zu erwarten. Andernorts wurden die drei letzten Garben als Opfer an die Vegetationsgeister verbrannt oder man flocht einen Ährenkranz, geschmückt mit Ackerbeikräutern, den man nach getaner Arbeit auf einen Pflock am Feld ließ.


Nicht nur Korn wurde auf dem Acker stehen gelassen, auch mit dem allerersten Brotlaib, Milch oder Bier segnete man das Feld. Die Menschen dachten, diese Gaben würden die Fruchtbarkeit der Felder weiterhin garantieren.


Das erste Korn wurde unter großer Anteilnahme gedroschen, gemahlen und anschließend zu Brot – meist Gebildebrot in Form von Sonnen- oder Fruchtbarkeitssymbolen – gebacken. Es wurden große Feste gefeiert, die Dankbarkeit, Freude und Ehrfurcht vor der nährenden Mutter Natur war so groß, dass die Feierlichkeiten, wie gesagt, manchmal über mehrere Tage anhielten. Kein Wunder, war das Getreide doch Lebensgrundlage der sesshaft gewordenen Menschen, die von Sammlern und Jägern zu Bauern und Handwerkern geworden sind.


Bald anschließend an diese Feierlichkeiten ist der „Hohe Frauentag“. Meist wird er am 15. August gefeiert – ein christianisierter Tag, der völlig aus dem Kontext gerissen wurde. Mit dem Hohen Frauentag beginnt der Frauendreißiger. Was es damit auf sich hat, erzähle ich dir in meinem nächsten Blog.



Wenn du jetzt denkst...

….ja das gab es alles früher - Blabla und Hokuspokus!


Dann erlaube dir doch einmal an einem Wochenende oder auch nur an einem Tag, tief in dich hinein zu spüren. Schenke dir und deiner Seele diese Zeit. Wenn ein Tag zu viel ist, dann gönne dir so viel oder so wenig wie du magst. Schau, wonach dir ist. Was sagt deine Seele? Wäre so eine feine Party mit Freunden nicht schön? Backe dein Brot selbst und gib ihm eine besondere Form – vielleicht eine Sonne? Wenn du magst, kannst du einige Kräuter mitbacken. Hol dir ein paar Wildkräuter und mische sie mit Rucola und anderen „zahmen“ Salaten. Schmeiß den Grill an und ernte Tomaten, Zucchini oder was sonst in deinem Garten oder auf deinem Balkon reif ist. Geh hinaus und sammle ein paar reife Beeren, koche Topfennockerl (Quarkklöße?) oder Grießnockerl und serviere sie im Beerenspiegel. Verspeise das Essen gemeinsam mit deinen Freunden und sei dankbar – und wenn es auch nur für dieses „Fest“ ist.


Sprich mit deinen Freunden darüber, was euch in diesem Jahr schon gelungen ist. Was kann „geerntet“ werden? Vielleicht hast du ja Lust ein paar Kräuter zu ernten? Wie du das richtig machst erfährst du in diesem Leitfaden "Kräuter richtig Sammeln" als gratis download von mir.


Lasst eure Seele bei einem Lagerfeuer schweifen und hängt euren Gedanken nach, vielleicht spielt jemand ein Instrument? Das ist die köstlichste Nahrung für die Seele!

 

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